
Sebastian Reimann
Autos kann Mosolf – und künftig sollen auch Logistikdienstleistungen für deutlich größere Gefährte vermehrt zum Angebot gehören. Für Krane und Tunnelvortriebsmaschinen beispielsweise. Der Automotive-Spezialist drängt in das High-&-Heavy-Geschäft sowie die Projektlogistik. Das hat CEO Jörg Mosolf der DVZ am Rande der BVL Supply Chain CX in Berlin verraten.
Konkret investiert das Unternehmen in Multipurpose-Terminals in europäischen Seehäfen, um so den Umschlag solcher übergroßen Güter etwa von Unternehmen wie Liebherr oder Herrenknecht bewerkstelligen zu können und das bestehende Angebot für RoRo-Güter zu ergänzen.
So hat der Mittelständler im Inneren Hafen in Wilhelmshaven über acht Jahre eine entsprechende Fläche gemietet – nicht weit entfernt von der bestehenden 150.000 Quadratmeter großen RoRo-Fläche. Das Multipurpose-Terminal könne bereits operativ genutzt werden, werde aber noch ausgebaut und sei im kommenden Sommer dann komplett fertig, kündigte Mosolf an.
Interesse signalisiert der Unternehmer auch schon einmal bezüglich möglicher Flächen im Zuge des geplanten Ausbaus des Jade-Weser-Ports. Dieser könnte seiner Einschätzung nach in fünf bis acht Jahren geschehen. Aktuell treibt Mosolf dazu eine Studie voran, die Ende des Jahres vorliegen und den konkreten Kapazitätsbedarf auch im Containersegment beziffern soll. „Dies ist Voraussetzung für die Planfeststellung“, sagt er.
Sein Ziel ist es, in Europa eine Art Multipurpose-Terminalnetz mit Standorten in Wilhelmshaven, aber auch in den Westhäfen und in Südeuropa aufzubauen. In Zeebrügge will das Unternehmen daher im Rahmen eines bestehenden JointVentures eine Fläche über 15 Jahre mieten. Und in Koper hat Mosolf gerade eine Firma für das Geschäftsfeld gegründet und verhandelt mit Partnern wie dem Hafen Koper über den Aufbau entsprechender Kapazitäten ebendort sowie einer Hinterlandorganisation. Weitere Standorte könnten sich je nach Bedarf mittels Kooperationen mit Reedereien wie Polaris oder auch NYK ergeben, mit denen der Dienstleister seit geraumer Zeit zusammenarbeitet.
Das verstärkte Engagement ist auch im Zusammenhang mit der rückwirkend zum Jahresbeginn vollzogenen Übernahme der Bremer Spedition Transport Overseas Group zu sehen. Diese hat Mosolf zufolge auch Expertise im Breakbulk- und Projektgeschäft, so dass sich hier Synergien ergeben können. „Grundsätzlich geht es uns darum, unsere Aktivitäten entlang der Lieferketten zu erweitern und Bereiche zu bedienen, die nicht dem RoRo-Segment zuzuordnen sind“, sagt Mosolf. Um dies bewerkstelligen zu können, bedarf es ihm zufolge allerdings auch eines diesbezüglichen Durchgriffs. Daher die entsprechenden Investitionen in die Terminals.
In seinem Kerngeschäft der Automobillogistik vollzieht sich derweil ein tiefer Wandel. Gerade erst ist die Branche durch die Ankündigung von Deutschlands größtem Autobauer VW aufgeschreckt worden, drei Fabriken schließen zu wollen. Als mögliche Streichkandidaten wurden zuletzt Dresden, Emden und Osnabrück genannt. Ausgemacht ist das aber noch nicht. Mosolf äußerte sich gegenüber der DVZ nicht explizit zu VW, hat aber eine klare Meinung dazu, was es braucht, um den deutschen Automobilstandort wieder leistungsfähiger zu machen: niedrigere Kosten, höhere Produktivität und bessere Produkte.
Dem Unternehmer zufolge entstehen andernorts aber auch interessante Märkte für Automobillogistiker. Als Beispiel nennt er Saudi-Arabien, wo sein Unternehmen über ein Joint Venture mit Bahri Logistics derzeit eine Hinterlandlogistik aufbaut. Denn an vier Orten würden dort Autofabriken entstehen, etwa von Lucid Motors oder auch Hyundai. „Zudem werden in Saudi-Arabien pro Jahr etwa 500.000 bis 700.000 Autos zugelassen. Das entspricht etwa dem Marktvolumen Spaniens“, so Mosolf.
Haben Sie ein besonderes Anliegen?
Sprechen Sie uns an, wenn Sie mehr über die Logistik-Leistungsfähigkeit in Deutschland erfahren möchten!