Zippel schätzt die Kapazität

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Nov 1, 2022
Die Spedition Konrad Zippel organisiert als „Bahnspediteur“ pro Jahr circa 3.000 Ganzzüge ab Hamburg und Bremerhaven.
© Kurt Albrecht

DVZ editorial team

Dieser Artikel ist zuerst erschienen in der DVZ
Die Bahnspedition fährt täglich zehn Ganzzüge auf Relationen, die noch vor wenigen Jahren als nicht schienenaffin galten.

DVZ: Warum sind Züge so attraktiv für Ihr Unternehmen?
Axel Plass: Am Anfang, vor 17 Jahren, war es eine reine Kapazitätserweiterung. Erst danach wurde der Klimaaspekt immer wichtiger. Heute ist die Spedition Konrad Zippel für ihre Kunden in erster Linie ein „Bahnspediteur“.

Welche Mengen oder Leistungen wickeln Sie über die Schiene ab und welchen Anteil an der Gesamtmenge oder -leistung Ihres Güteraufkommens macht das aus?
Im letzten Jahr waren wir mit circa 3.000 Ganzzügen ab Hamburg und Bremerhaven unterwegs. Das entspricht 270.000 TEU – ziemlich genau 75 Prozent unserer gesamten Containertransporte.

Wie werden die Transporte konkret abgewickelt – Ganzzug, Wagengruppen: als Einzelwagen, im Kombinierten Verkehr? Wie groß ist die durchschnittliche Entfernung, wie oft verkehren die Züge?
Wir disponieren täglich bis zu zehn Ganzzüge, die aus einzelnen Wagengruppen zusammengefügt werden. Zippel bedient jedes bahnfähige Terminal/Depot in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Die Entfernung unserer Zieldestinationen (Rostock 120 Kilometer, Berlin 280 Kilometer, Leipzig 350 Kilometer; Elsterwerda 425 Kilometer) galten vor wenigen Jahren noch als „nicht schienenaffin“, da zu kurz.

Sehen Sie in Ihrem Unternehmen den Bedarf, noch mehr Verkehr über die Schiene abzuwickeln?
Ein großer Teil der Container, die noch auf der Straße transportiert werden, könnte – ohne Probleme – auf die Schiene verlagert werden. Notwendig sind der Wille des Verladers und das Geschick des Spediteurs. Meist mangelt es an Erstgenanntem.

Was sind die Bremser bei der Verlagerung auf die Schiene?
Auf der Güterseite setzen Verladungen per Schiene große Mengen, wenig Volatilität und intelligente Produktionssteuerung voraus. Auf der Seite des Verkehrsträgers sind Kapazitäten und verlässliche Abläufe gefragt. Nur wenn all diese Voraussetzungen gegeben sind, ist die Bremse gelöst.

Das Unternehmen

Die Konrad Zippel Spediteur GmbH & Co. KG ist das Herz der Gruppe. Von Hamburg aus organisiert das Unternehmen alle Containertransporte per Zug und Lkw im Nah- und Fernverkehr. Z-Liner Road ist im Fernverkehr tätig, Z-Liner Rail fährt hauptsächlich im Nahverkehr um die Containerterminals Berlin und Schkopau. Zippel Logistik bei Rostock ist verantwortlich für den Transport von Sammelgut, Teil- und Komplettladung.

Transporte auf der Schiene muss man entwickeln, sagt Zippel-Group-Gesellschafter Axel Plaß. Sobald das gelungen ist, steht einer intensiven Partnerschaft nichts im Wege.
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Wenn es Probleme mit der Bahn gibt, etwa bei der Pünktlichkeit, werden die dann aus der Welt geschafft?
Nicht immer reicht „rechtzeitiges Buchen“, um Waren auch tatsächlich pünktlich zu transportieren. Bei Zippel gibt es mit der eigenen Lkw-Flotte immer noch ein Prozedere, das uns und den Kunden „retten“ kann. Das können aber nur ganz wenige Anbieter.

Gehen Sie davon aus, dass Ihr Unternehmen in Zukunft den Schienenverkehr eher mehr, gleich stark oder weniger intensiv nutzen wird?
Wenn es für uns ausreichend Kapazitäten sowohl auf Seite der Seeterminals als auch auf Seite der Trassenverfügbarkeit gibt, werden wir in Zukunft noch mehr Transporte von der Autobahn holen können. Aktuell bremst uns die Situation an den Seeterminals allerdings massiv aus. Hier führt die Performance der Seeseite gerade zu einer massiven Rückverlagerung!

Was könnte die Eisenbahn tun, damit Ihr Unternehmen das Angebot auf der Schiene noch stärker als bisher nutzen würde?
Wir sind inzwischen selbst eine „Eisenbahn“ – alles, was weder die Deutsche Bahn noch der private Sektor zu liefern vermögen, produzieren wir jetzt erfolgreich mit eigenen Ressourcen. Kurz zusammengefasst sieht es wie folgt aus. Der Verkehrsträger Straße rennt einem Spediteur praktisch die Tür ein: Der Lkw ist immer und überall präsent. Anders funktioniert es bei der Schiene: Hier muss der Spediteur von sich aus auf die Beteiligten zugehen. Vor der ersten Bahnverladung steht einem potenziellen neuen Nutzer ein langer, manchmal steiniger Weg bevor. Will man diesen Weg gehen, steht einer langen und innigen Beziehung allerdings auch nichts mehr im Weg.

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