„GVZ sind eine Erfolgsgeschichte“

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Aug. 26, 2025
Dr. Thomas Nobel, Mitautor des GVZ-Rankings, empfiehlt den deutschen GVZ noch mehr zu verdichten und für die knappen Flächen Unternehmen mit einer hohen Wertschöpfung anzuwerben.
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Michael Cordes

Dieser Artikel erschien zuerst in der DVZ
Dr. Thomas Nobel ist einer der Autoren des europäischen GVZ-Rankings. Im Interview geht er auf die Besonderheiten ein, die die Standorte in Deutschland kennzeichnen.

Neun deutsche GVZ sind unter den Top-20. Wie sieht es mit den anderen Standorten in Deutschland aus?

Die brauchen sich nicht zu verstecken. Nehmen wir das GVZ in Frankfurt/Oder. Der Standort hat sich viele Jahre eher verhalten entwickelt. Jetzt ist aber viel Dynamik zu beobachten. Dazu trägt das Engagement des Immobilienentwicklers Alcaro bei. Wenn die Entwicklung dort so weitergeht, sehe ich das GVZ in fünf Jahren unter den Top-20 in Europa.

Warum haben es gleich drei Standorte in Berlin unter die besten 20 geschafft?

Berlin West Wustermark und Berlin Süd Großbeeren sind zum einen flächenmäßig groß und seit langem etabliert. Beide liegen außerhalb von Berlin, weshalb sie auch das Umland in Brandenburg versorgen. Und sie sind zudem bereits in den 90er Jahren entstanden, als Berlin entschieden hat, die Logistikaktivitäten außerhalb anzusiedeln. Das war insofern eine richtige Entscheidung, da beide GVZ heute sehr gut ausgelastet sind und die Wirtschaft, sicher auch mit einer entsprechenden Förderung, den Wünschen der Stadt gefolgt ist. Das GVZ Berlin Westhafen im Zentrum ist mit 45 Hektar deutlich kleiner. Aber mit der Behala gibt es eine Betriebsgesellschaft im Besitz des Landes Berlin, die sich sehr engagiert um die Bedürfnisse der Nutzer kümmert.

Zur Person

Dr. Thomas Nobel ist geschäftsführender Gesellschafter und Gründungsgesellschafter der To-be-now-logistics-research GmbH (TBNLR), einem Unternehmen, das seit 2018 besteht und im Bereich nationale und internationale Logistikforschung sowie Beratung tätig ist.

Viele deutsche GVZ stoßen im wörtlichen Sinne an ihre Grenze, weil sie kaum noch freie Flächen haben. Ist das ein deutsches Phänomen?

Es ist hierzulande zumindest ausgeprägter. Der Auslastungsgrad in vielen GVZ ist sehr hoch, eine weitere Flächenausweisung ist vielfach schwierig. Aber das zeigt, dass die GVZ eine Erfolgsgeschichte sind und als multimodale Standorte mit ihren Services punkten. Für die GVZ bedeutet das: noch mehr verdichten und für die knappen Flächen Unternehmen mit einer hohen Wertschöpfung anwerben. Generell muss man sich schon gut überlegen, immer neue Flächen auszuweisen: Denn grüne Wiesen zuzubetonieren, ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit nicht immer der richtige Weg.

Warum gibt es an Standorten wie München oder Stuttgart keine GVZ?

Die Gründe sind je nach Region verschieden. Mal stehen die Flächen nicht zur Verfügung. Und in manchen Regionen verfolgen die Kommunen andere Ansätze. Nehmen Sie Hamburg, wo sich Hunderte Logistikunternehmen im Umfeld des Hafens tummeln und es kein klassisches GVZ gibt. Dennoch ist Hamburg ein hochwertiger Logistikstandort.

Der hohe Auslastungsgrad zeigt, dass die GVZ eine Erfolgsgeschichte sind und als multimodale Standorte mit ihren Services punkten.
Dr. Thomas Nobel

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