
Robert Kümmerlen
Die Podiumsdiskussion „Logistik für die Zukunft“, die am Donnerstag auf der transport logistic stattfand, bot einen klaren Überblick darüber, wie die Digitalisierung die Logistikbranche verändert – und wie viel Arbeit noch vor uns liegt. Moderiert von Marc Oedekoven, Vorstandsvorsitzender der Logistikallianz Deutschland, diskutierten Vertreter aus Forschung, Start-ups, Fertigung und Dienstleistung sowohl die Chancen als auch die strukturellen Hürden der digitalen Transformation in der Logistik.
Oedekoven eröffnete die Diskussion mit einer klaren Botschaft: „Kooperation ist der Schlüssel zum Erfolg. Gerade in der Logistik ist es ein People Business.“ Er betonte die Rolle der Logistikallianz Deutschland bei der weltweiten Förderung der deutschen Logistik und beim aktiven Lernen von anderen Ländern.
Helga Sommer, Geschäftsführerin der Sommer GmbH, stellte zwei hauseigene digitale Lösungen für den Schwertransport vor: Agnes X und Erna. Diese Anwendungen adressieren eine zentrale Herausforderung in der Logistik für übergroße Fracht – den komplexen und oft papierintensiven Genehmigungsprozess für Routen. „Jeder große und schwere Transport benötigt eine Genehmigung, die manchmal bis zu 300 Seiten umfasst. Erna teilt dem Fahrer mit, welche Route er nehmen und welche Aufträge er befolgen muss“, erklärte sie. Sommer forderte mehr Vertrauen, Offenheit und Zusammenarbeit, um die Innovation in Deutschland zu stärken: „Wir brauchen Mut und Vertrauen in die Digitalisierung und KI. Dann wird es funktionieren.“
Professor Thomas Krupp von der Technischen Universität Köln wies darauf hin, dass technologisches Potenzial oft aufgrund von schlechtem Management und schwacher Umsetzung ungenutzt bleibt. „Die Lösungen sind da“, sagte er und verwies auf veraltete Navigationssysteme, die Lkw immer noch unter zu niedrige Brücken leiten. „Aber es fehlt der Managementansatz.“ Er betonte, wie wichtig es sei, redundante physische Bewegungen durch Informationsflüsse zu ersetzen – insbesondere beim Palettentransport.
Perfekt für unstrukturierte Daten
James Maund, Mitbegründer und Co-CEO des Berliner Start-ups voyfai, gab Einblicke in die KI-gesteuerte Automatisierung für kleine und mittlere Speditionen. „Diese Branche basiert auf unstrukturierten Daten – das ist das perfekte Feld für KI, um Ordnung ins Chaos zu bringen“, sagte er. Maund setzt auf einen agilen Ansatz: „Man baut nicht vom ersten Tag an eine 100-prozentige Lösung auf. Man bringt frühzeitig etwas auf den Markt, lernt dazu, wiederholt und verbessert schnell.“
Seine Ansicht stieß bei Maximilian Birle von Krone, Europas führendem Anhängerhersteller, auf vorsichtige Skepsis. „Würden Sie sich auf der Autobahn einem zu 85 Prozent fertigen Anhänger anvertrauen?“, fragte er. Birle räumte ein, dass die Umstellung auf digitale Produktentwicklung für sein Unternehmen eine „massive Transformation“ darstelle. Früher haben wir nur zu 100 Prozent fertige Hardware geliefert. Jetzt „beginnen wir bei 25 Prozent und skalieren dann gemeinsam mit unseren Kunden.“ Das Ziel von Krone sei es, den Anhänger vollständig in die Wertschöpfungskette des Kunden zu integrieren und die Gesamtbetriebskosten zu optimieren.
Hans Elmegaard, Gründer und CEO von Moddule, Kanada, brachte die Diskussion zurück auf den menschlichen Kern. „Nur weil man ein Logistikdienstleister ist, ist man noch lange kein guter Technologieanbieter“, sagte er. Elmegaard gründete sein Unternehmen auf der Grundlage seiner 28-jährigen Branchenerfahrung, um kleinen und mittleren Logistikunternehmen Zugang zu einer einheitlichen, anpassbaren Plattform zu ermöglichen. „Wir sind nicht hier, um Menschen zu ersetzen. In der Logistik geht es um Menschen. Aber wir wollen ihnen bessere Werkzeuge an die Hand geben.“
Die Podiumsdiskussion endete mit einem gemeinsamen Gefühl der Dringlichkeit: Die Technologie ist vorhanden, aber ihre Wirkung hängt von der Umsetzung, der Integration – und von Mut ab.
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